Seit 2022 entsteht im Berliner Quintus-Verlag die von mir herausgegebene erste Werkausgabe des deutsch-jüdischen Schriftstellers, Plakatkünstlers, Karikaturisten und Filmemachers Edmund Edel (1863–1934), der in seinen Werken leidenschaftlich und humorvoll die neureiche Gesellschaft des Berliner Westens um 1900 dargestellt hat. Die Bände enthalten jeweils ein Nachwort, das die Texte in ihren literatur- und kulturgeschichtlichen Kontexten verortet. „Wer hier mit allen Sinnen eintaucht, der ahnt: Netflix wird auch dieses Berlin um 1900 bald für sich entdecken“, schreibt Marc Reichwein anlässlich des Erscheinens von Der Snob in der Welt am Sonntag.
Berlin W. //
Ein paar Kapitel von der Oberfläche
»Berlin W. Draußen, wo die Protzenburgen des Geldes den Kurfürstendamm säumen, wo die ›Jugendstil‹-Architekturen des ›bayerischen Viertels‹ sich in maßlosen Geschmacksverirrungen gefallen, da draußen, wo das Geld rollt, die Dienstmädchen weiße Häubchen tragen und die ›Herren‹ Portiers auf hochherrschaftliche Ordnung halten, und wo Berlin eigentlich Charlottenburg, Schöneberg oder Wilmersdorf ist, da draußen liegt Berlin W.«
Rund um den Kurfürstendamm lässt sich um 1900 eine neureiche Gesellschaft in komfortabel ausgestatteten Behausungen nieder. Demonstrativer Konsum gehört hier zum guten Ton. Die richtigen Möbel, das richtige Porzellan, die richtigen Reiseziele und Sommerfrischen, die richtigen Freizeitbeschäftigungen und die richtige Kunst und Literatur – alles unterliegt dem Spiel der Mode. Edmund Edel beschreibt dieses Treiben an der Oberfläche mit der soziologischen Treffsicherheit eines Georg Simmel, dem großen Denker des großstädtischen Geisteslebens, der wie Edel selbst Bewohner von Berlin W. war, und mit feinsinnigem, bösem und zugleich liebevollem Humor. Seine Satire Berlin W. Ein paar Kapitel von der Oberfläche, 1906 erstmals erschienen, eröffnet das Panorama einer im Luxus schwelgenden Gesellschaft der Jahrhundertwende und gibt Einblick in die Anfänge der modernen Konsumkultur.
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Björn Weyand.
Berlin 2022: Quintus.
Ein Gespräch über das Buch gibt es auf Deutschlandfunk in der Sendung Büchermarkt vom 30.06.2022, moderiert von Wiebke Porombka.
„Tanzgesellschaften, Zoo-Besuche, Spaziergänge und Flirts – das alles schildert Edel in kurzweiligen Kapiteln. Eine Zeitreise zum Beginn des 20. Jahrhunderts, bei dem der sentimentale Leser ganz wehmütig wird.“
Oliver Ohmann in der B. Z. Berlin vom 21. April 2022
Es macht „Spaß, ein gut gebundenes Buch in der Hand zu halten, im Text hin und her zu blättern und sich an den schönen Skizzen von Edmund Edel zu erfreuen. Darüber hinaus bietet diese schöne Neuausgabe von Berlin W., die jetzt im noch recht jungen Quintus-Verlag erschienen ist, auch noch ein hilfreiches Glossar sowie ein sehr informatives und kluges Nachwort von Björn Weyand, welches den Leser mit diesem zu Unrecht lange vergessenen Bild- und Textkünstler bekannt macht.“
Ralph Krüger auf Kulturthemen.de vom 26. Mai 2022
„Ein irres Lesevergnügen.“
Bernd Wähner in der Berliner Woche vom 19.06.2022.
„Björn Weyand – ich hatte bereits auf seine Bemühungen um Otto Julius Bierbaum aufmerksam gemacht – hat das Wagnis begonnen, Edmund Edels ‚Werke‘ herauszugeben. […] Ich warte mit Spannung auf die nächsten Bände dieser Reihe. Mit Alfred Kerrs Berliner Briefen lassen sich Edmund Edels Texte sicher nicht vergleichen. Aber mit Victor Auburtin und Franz Hessel spielt, respektive schreibt er in derselben Liga. Liebhabern und Feinden Berlins sei das Buch gleichermaßen empfohlen.“
Wolfgang Brauer in Das Blättchen, 25. Jahrgang, Nr. 13, vom 20. Juni 2022
„Zugleich war Edel ein begnadeter Schriftsteller mit einer Vorliebe für beißende Satiren. Im Quintus-Verlag ist nun sein Buch Berlin W. Ein paar Kapitel von der Oberfläche neu aufgelegt worden – es soll der Auftakt einer Reihe sein, die sich um ein zu Unrecht fast vergessenes Lebenswerk verdient macht.“
Berliner Morgenpost vom 26. Juni 2022, mit einem ganzseiten Auszug aus dem 1. Kapitel von Berlin W.
„‚Berlin W. Ein paar Kapitel von der Oberfläche‘ erschien erstmals 1906, vom damaligen Verlag zu Recht gefeiert als ‚Sensation auf dem Büchermarkt‘ […]. Edmund Edel [war] ein begnadeter Künstler des spitzen Stifts, wie in die Neuausgabe eingestreute Zeichnungen beweisen. Doch ebenso verstand er sich aufs Metier des Satirikers, der die Eitelkeiten, Schwächen und sonstigen Merkwürdigkeiten seiner neureichen Zeitgenossen und -genossinnen mit geschärfter Ironie aufspießte und dabei ein wortstarkes Sittengemälde der gerade erst konstituierten Gesellschaft von Berlin W. schuf.“
Andreas Conrad im Berliner Tagesspiegel vom 12. Juli 2022.
„Das Tolle an der Wiederveröffentlichung ist nicht nur das Buch selbst oder das erhellende biografische Nachwort Weyands über Edel […], sondern dass es der Auftakt zur ersten Werkausgabe Edels ist. […] Ich freue mich auf mehr.“
Till Schröder in den Marginalien der Pirckheimer-Gesellschaft, Jg. 2022/3, H. 246.
„Nun hat sich Björn Weyand, Autor einer instruktiven Studie zur „Poetik der Ware“, vorgenommen, das schriftstellerische Werk Edels in größerem Umfang wieder zugänglich zu machen […]. Diese Neuausgabe hat er mit einem lesenswerten Nachwort und einem nützlichen Glossar versehen und ihr, zum Glück, die Vignetten des Originals belassen.“
Lothar Müller in der Süddeutschen Zeitung vom 3. November 2022.
„Es gab diese alte deutsch-jüdische Kultur mit so einem gewissen Esprit, mit so einer Spritzigkeit, einer Weltläufigkeit […]. Und dieser Edmund Edel, der verkörpert diese ja leider fast ausgestorbene jüdische Humorspritzigkeit, Selbstironie, […] und die praktiziert er in diesen kleinen, lustigen Feuilletons wirklich glanzhaft.“
Helmut Böttiger in der „Lesart“ auf Deutschlandfunk Kultur am 16. Dezember 2022.
Der Snob //
Roman
„‚Übrigens, Hermann, die saubere Wäsche ist noch nicht aus England zurückgekommen? Telegraphieren Sie heute sofort, damit ich nicht in Verlegenheit gerate.‘ Willy ließ seine Wäsche in England waschen, da es allgemein bekannt war, dass das Spreewasser zu hart für das feine Leinen war und man nirgends so gut bügeln konnte wie drüben auf der grünen Insel.“
Nach dem Erfolg seiner Gesellschaftssatire Berlin W. Ein paar Kapitel von der Oberfläche nimmt Edmund Edel erneut die besseren Kreise der Berliner Gesellschaft in den Blick. Im Zentrum seines 1907 erschienenen Romans steht Willy Lehmann, der titelgebende Snob. Er beherrscht die zurückhaltende Noblesse perfekt, und mit seiner vollendeten Eleganz hat er den Makel seiner Herkunft aus einer Charlottenburger Gärtnerfamilie gründlich abgestreift. Zu seinem mondänen Leben gehört die luxuriöse Wohnung nahe dem Kurfürstendamm ebenso selbstverständlich wie die Gepflogenheit, diese für ausgedehnte Aufenthalte in St. Moritz oder Monte Carlo während der Wintermonate zu verlassen, wo Willy auf die gleichen Mitglieder der Hautevolee trifft wie im Berliner Westen – so auch auf die Textilfabrikantentochter Trude Blachstein. Sie erscheint ihm als Gegengewicht zu „all dem hohlen Getue, das ihn umgab, und durch dessen übertünchte Halbheit er angewidert wurde“. Willy Lehmann lässt sich für ein Theaterprojekt begeistern und wird dessen Hauptinvestor. Zurück in Berlin, stürzt er sich auf seine endlich gefundene Aufgabe. Die Eröffnung des Theaters wird ein voller Erfolg, das Publikum jubelt und die gefürchtetsten Kritiker gießen Lob aus. Doch Willy wird klar, dass er darüber etwas verloren hat: seinen „Stil“. Als auch seine Liebe zu Trude erkaltet, kehrt er Berlin für unbestimmte Zeit den Rücken …
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Björn Weyand.
Berlin 2023: Quintus.
„Wer hier mit allen Sinnen eintaucht, der ahnt: Netflix wird auch dieses Berlin um 1900 bald für sich entdecken.“
Marc Reichwein in der Welt am Sonntag vom 28. Mai 2023
Edels „Beschreibungen haben dabei nahezu soziologischen Wert, was die literarische Qualität nicht schmälert. […] Darauf, wie verblüffend gegenwärtig sich Edel liest, muss man – zumindest als Berliner – heute wohl nicht extra hinweisen.“
Tobias Schwartz im Tagesspiegel vom 8. Juni 2023
„Skizziert Edel […] zunächst das Porträt eines formvollendeten Egozentrikers, verbirgt sich dahinter eine konzentrierte Epochenpersiflage. […] Das ist Groteske vom Allerfeinsten!“
„Warum man diese Satire erst jetzt wiederentdeckt? Darüber lässt sich trefflich klagen. Dass der rührige Quintus-Verlag Edels Texten seit vergangenem Jahr mit einer stetig anwachsenden Werkausgabe, herausgegeben von Björn Weyand, zu später Aufmerksamkeit verhilft, ist ein Segen.“
Björn Hayer in der Frankfurter Rundschau vom 17./18. Juni 2023
„Sehr, sehr lesenswert. […] Es lohnt sich! Von der Sprache und vom Tempo her […], sehr modern, man erfährt viel von der gesellschaftlichen Schicht des Europas vor dem 1. Weltkrieg.“
Gerrit Schoof, Buchhandlung „der Zauberberg“, auf Deutschlandfunk Kultur am 19. Juli 2023
„Der Roman wurde jetzt wiederentdeckt und ist im Berliner Quintus-Verlag erschienen. Das Lesevergnügen ist zugleich eine Zeitreise in das Berlin der Kaiserzeit. […] Gut, dasss wir Edels Snob jetzt wieder haben!“
Oliver Ohmann in der B.Z. Berlin vom 26. September 2023
Mein Freund Felix // Abenteuerliches aus Berlin W. W.
„Bilder aus dem Kintopp seines Lebens“ nennt Edmund Edel den Roman über seinen Freund Felix, und diese Bilder haben nichts mit der Wahrheit zu tun, dafür aber sehr viel mit der Wirklichkeit des neureichen Berliner Westens. Nach dem Erfolg seines Debüts Berlin W. Ein paar Kapitel von der Oberfläche (1906) und des nachfolgenden Romans Der Snob (1907) kehrt Edmund Edel mit Mein Freund Felix ins Milieu der wohlhabenden Großstädter zurück. Vom damaligen Verlag ausdrücklich als „Neue Folge“ von Berlin W. annonciert, greift der Roman Figuren und Themen der vorangegangenen Bücher auf, dabei immer auf der Höhe der Mode: Der 33-jährige Junggeselle Felix ist ein Lebemann und Gentleman aus begüterter Familie, der sich souverän inmitten der „eleganten Nichtstuer“ bewegt. Seine Abenteuer ereignen sich zwischen den in Mode gekommenen kalten Büffets, Kostümbällen und den vom Tango-Fieber erfassten Five o’clock- Teas, auf U-Bahnfahrten zwischen Uhlandstraße und Kaiserhof oder bei den Rabattaktionen für Wäsche während der „Weißen Woche“ der Berliner Warenhäuser.
Mein Freund Felix erschien im Mai 1914, wenige Monate vor Ausbruch des großen Krieges. Ein Text mit solcher Leichtigkeit und Ironie wäre bereits kurze Zeit später nicht mehr möglich gewesen.
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Björn Weyand.
Berlin 2023: Quintus.
„Der einstige Liebling der Berliner Salons wäre nur noch wenigen Kunst- und Literaturhistorikern vertraut, wenn sich nicht immer wieder Menschen finden würden, die versuchen, Edel dem Vergessensein zu entreißen. Einer heißt Björn Weyand. Weyand hatte sich vor einiger Zeit um Otto Julius Bierbaum verdient gemacht und legt seit 2022 Stück für Stück bei Quintus eine Edmund-Edel-Werkausgabe vor.“
Wolfgang Brauer in Das Blättchen Nr. 1 (27. Jg.) vom 1. Januar 2024.
„… eine ebenso scharfsinnige wie amüsante, mit literarischen Anspielungen gespickte Diagnose der Berliner Gesellschaft, Monate vor dem Ersten Weltkrieg. Das Treiben auf den Parkettböden der Villen von Berlin W.W. erscheint da nachträglich wie ein Tanz auf dem Vulkan.“
Andreas Conrad im Tagesspiegel vom 15. Dezember 2023
„… leichter und humoristischer schreibt gleichwohl kaum ein anderer in dieser turbulenten Ära des Aufbruchs.“
Tobias Schwartz in der Berliner Morgenpost vom 27. November 2023
„Der Illustrator und Schriftsteller Edmund Edel malt auch in diesem 1914 erschienenen Buch wieder einmal ein buntes Sittengemälde der Berliner Gesellschaft seiner Zeit. […] In wenigen Sätzen wird eine Situation skizziert, und fast filmisch wirken diese kleinen Szenen, was nun wahrlich kein Zufall ist. Denn das junge Medium Film gehörte ebenso zu den Arbeitsbereichen von Edmund Edel wie die Illustrations- und Plakatkunst.“
Ralph Krüger in den Kulturbuchtipps vom 22. November 2023